Grundschule in der digitalen Welt
Die Tinte unter der Verwaltungsvereinbarung „Digitalpakt Schule 2019 bis 2024“ im Frühjahr 2019 war gerade mal trocken, als die Schulleiterin der Grundschule Auf dem Seeberg in Kleinmachnow Christiane Spaltmann (63) und ihre Lehrkräfte beschlossen, dass ihre Schule digital aufgestellt werden sollte. Und so setzten sie sich mit dem Schulträger, der Gemeinde Kleinmachnow, an einen Tisch, um über die Möglichkeiten der Nutzung des Digitalpaktes an ihrer Schule zu sprechen.
Mit dem Anliegen lief das Lehrerkollegium dort eine „offene Tür“ ein. Die Gemeinde unterstützte von Anfang an ihre Wünsche bei der Umsetzung der digitalen Ausstattung – nicht nur im Rahmen des Digitalpaktes, sondern auch darüber hinaus. So wurden zum Beispiel zusätzliche digitale Endgeräte angeschafft und der Computerraum erweitert, sodass eine ganze Klasse, also 25 Schülerinnen und Schüler, darin arbeiten können.
Das Ergebnis: Am 19. Oktober 2022 wurde die Grundschule Auf dem Seeberg, an der rund 280 Schülerinnen und Schüler lernen, als einzige Grundschule im Land Brandenburg mit der Auszeichnung „Digitale Schule“ geehrt, die drei Jahre Gültigkeit besitzt. Erreicht wurde dieses Ziel durch das nachhaltige Engagement der Schulleitung und der Lehrkräfte. Denn sie waren es, die dafür sorgten, dass sich der Kriterienkatalog mit den fünf Modulen, die sich an der KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ orientieren, die von Expertinnen und Experten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entworfen wurden, erfüllte:
- Pädagogik & Lernkulturen
- Qualifizierung der Lehrkräfte
- Regional Vernetzung
- Konzept und Verstetigung
- Technik und Ausstattung.
Der Weg bis zur Ehrung war allerdings aufwendig. Umfangreiche Bewerbungsunterlagen mussten bearbeitet werden, die dann von der Jury geprüft wurden. Christiane Spaltmann, die seit 2006 Schulleiterin der Grundschule ist, an der sie Englisch unterrichtet, sagt: „Ich fand es von Anfang an spannend bei der Digitalisierung unserer Schule dabei zu sein. Und wir begannen, die vorhandene Ausstattung an unserer Schule entsprechend zu nutzen. Wir bildeten die Steuergruppe ‚Medien‘ und überlegten, wie wir die neue Technik gewinnbringend für unsere Schülerinnen und Schüler nutzen können. Danach wurde die digitale Bildung zügig in das Schulcurriculum als Schwerpunkt aufgenommen und die Lehrpläne im Fachunterricht entsprechend angepasst, damit die Fachlehrerinnen und Fachlehrer wissen, worauf sie aufbauen können, welche Kompetenzen noch vermittelt werden sollen oder was bereits bekannt ist. Sehr wichtig ist uns auch, die Kinder immer auf die Gefahren im Netz aufmerksam zu machen. Dazu finden unter anderem Workshops mit der Polizei statt.“
In der Praxis sieht die digitale Bildung an der Grundschule Auf dem Seeberg wie folgt aus: Die 1. Klassen arbeiten mit iPads und nutzen verschiedene Apps zum Üben. In den Unterricht der Jahrgangsstufen 2 bis 6 wird, begleitend zum Fachunterricht, eine Stunde pro Woche das Fach Medienbildung implementiert, in welchem die Grundlagen aller sechs medialen Kompetenzen flächenübergreifend gelehrt werden; angefangen bei den Grundlagen der Computertechnik, über die soziale Verantwortung im Umgang mit den Medien bis hin zum gezielten Erstellen von medialen Produkten wie Filme, Programmierungen, Präsentationen oder Robotik. Die 2. Klassen lernen die ersten Schritte im Umgang mit dem Computer, üben sich im Schreiben kurzer Texte, formatieren oder fügen Fotos in die Texte ein. Die 4. Klassen erstellen kleine Videos, denken sich die Themen dazu aus, schreiben das Drehbuch und führen Regie. Der Neigungsunterricht in den 5. und 6. Klassen ist auf digitale Angebote ausgerichtet. Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen erstellen beispielsweise einen wöchentlichen Newsflash, in dem sie über Neuigkeiten oder neue Projekte der Schule berichten, die für alle IServ User der Schule sichtbar sind.
Die Lern- und Softwareplattform IServ wird nicht nur von den Kindern, sondern auch von dem Lehrpersonal als Lern- und Kommunikationssoftware genutzt. Jeder hat seine eigene E-Mail-Adresse, durch die kollaborativ gearbeitet werden kann: Eltern können ihre Kinder im längerfristigen Krankheitsfall abmelden. Weiter gibt es verschiedene Tools wie Buchungen von Materialien, Pläne für Tests oder Arbeiten, Terminbuchungen und so weiter.
Den Vorteil des Einsatzes digitaler Medien beschreibt Christiane Spaltmann so: „Als Schule für gemeinsames Lernen hilft uns der Einsatz differenzierter Lernprogramme sowohl bei der Begabtenförderung als auch bei der Förderung von leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern. Kinder aus sozial schwachen Familien können bei Bedarf digitale Endgeräte für die Arbeit zu Hause ausleihen. Und es gibt das Tool Videokonferenzen, mit dem Schülerinnen und Schüler, die länger krankheitsbedingt fehlen, am Unterricht teilnehmen können. Des Weiteren ist jeder Klassen- und jeder Fachraum mit einer interaktiven Tafel ausgestattet, es wird einheitlich die Software SMART Notebook genutzt und es gibt eine Arbeitsgruppe Medien, die die ständige Weiterentwicklung im Blick hat.“
Weiterhin ist die Grundschule Auf dem Seeberg mehrere Kooperationen mit externen Experten eingegangen, dazu gehören auch Internetportale wie die „Digitale Drehtür“ oder „Klappe auf!“. Für „Klappe auf!“ haben die Schüler der 5. Klassen einen Kurzfilm zum Thema Kinderrechte erstellt und schrieben dafür das Drehbuch selbst. Themen waren unter anderem Mobbing oder Familienprobleme. Die Filme wurden später im Kino gezeigt. Ein Beispiel, das Schule machen sollte.
Jetzt sind Sie gefragt:
Haben Sie auch ein Projekt? Gibt es an Ihrer Schule etwas, dass beispielgebend für Kolleginnen und Kollegen ist? Sind sie in einer Sache an Ihrer Schule stark engagiert oder möchten Sie auf das Engagement anderer aufmerksam machen? Dann wenden Sie sich an unsere Autorin Dona Kujacinski: dona@donakujacinski.de. Die Journalistin stellt im Auftrag des MBJS „Projekte und Pioniere“ vor.